Klimaschutzstrategie:  Klimaschutz ist Selbstschutz 

Klimawandel – Klimakrise

Der globale Klimawandel stellt eine Herausforderung für jeden einzelnen von uns dar. Die CO2-Emissionen steigen weltweit jährlich i.D. um ca. 10% an.  Ein gravierender Anstieg ist seit Beginn der Industrialisierung zu verzeichnen. Sicher, ohne ein bestimmtes Maß an Treibhauseffekt ist kein Leben auf unserem Planeten möglich. Auch sind in Deutschland die Treibhausgas-Emissionen im Jahr 2019 / 2020 gegenüber 2018 gesunken. Nichtsdestotrotz steuern wir laut Studien auf eine Erderwärmung von deutlich über den Paris-Zielen[2] von max. 2 Grad Celsius zu. Die Zeit ist reif – überreif – für eine Klimaschutzstrategie.

Die messbaren Auswirkungen des Klimawandels auf Deutschland sind steigende Temperaturen, feuchtere Winter, häufigere Wetterextreme. Allein in der Landwirtschaft führen z.B. Dürren zu Ernte- und Ertragseinbußen, d.h. zur Verknappung und einer langfristigen Verteuerung von Lebensmitteln.

Weltweit ist eine  Meereserwärmung und Eisschmelze in der West- und Ostantarktis festzustellen. Den Prognosen nach wird die absehbare Unbewohnbarkeit von ganzen Regionen Völkerwanderungen und Flüchtlingsströme in großem Ausmaß mit sich bringen, ganze Küstenregionen, auch in Deutschland und Europa, unter Wasser stehen. Studien von NABU oder Climate Central u.a. zeigen hierzu bedrückende Details auf.

Im internationalen Durchschnitt beträgt der durchschnittliche CO2-Ausstoß 4,8t pro Kopf. In Deutschland sind es ca. 11t pro Kopf, Deutschland hat also einen mehr als doppelt so hohen Ausstoß. Experten fordern, den Pro-Kopf-Ausstoß auf maximal zwei Tonnen pro Jahr zu begrenzen, um die zunehmende Erwärmung der Erde aufzuhalten.

Politische Rahmenbedingungen

[2] Ende 2015 wurde mit dem Übereinkommen von Paris ein Nachfolge-Abkommen für das Kyoto-Protokoll vereinbart. Ziel des Klimaabkommens von Paris von 2016 ist die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 bis 2 Grad Celsius.

Verschiedene Maßnahmen auf EU- sowie auch Bundesebene sollen dem Klimawandel und dessen destruktiven Konsequenzen entgegenwirken. Politische Klimaschutzelemente auf EU-Ebene sind der EU-Emissionshandel, die EU-Klimaschutzverordnung und die EU-Verordnung über Landnutzung.

Auf Bundesebene hat die Bundesregierung zum Klimaschutz mit dem „Aktionsprogramm Klimaschutz 2020“ (BMUB 2014) sowie dem „Klimaschutzplan 2050“ (BMUB 2016) Maßnahmen zum Klimaschutz eingeleitet. Mit dem „Klimaschutzgesetz“ wurden 2019 und neu 2021 verbindliche Zielpfade für die einzelnen Sektoren beschlossen um die Zielerreichung bis zum Jahr 2030 und darüber hinaus sicherzustellen.

Klimaschutz wird in Deutschland  u.a. durch CO2-Bepreisung von Wärme und Verkehr, Maßnahmen für die Energiewirtschaft und für die Industrie, Gebäudeoptimierung (auch für Unternehmen) in den Fokus genommen.

Konkrete Ziele dabei sind:

  • Deutschlands Treibhausgas-Emissionen sollen bis 2030 um mindestens 65% gegenüber den Emissionen von 1990 sinken. Bis 2045 soll weitgehende Treibhausgasneutralität erreicht werden.

Lt. Umweltbundesamt werden ohne massive und rasche zusätzliche Anstrengungen die gesetzten Ziele nicht erreicht.

Klimaschutzmanagement in Unternehmen und Organisationen

Ökologische Krisen,  Wetterextreme, daraus sich abzeichnende Verteilungskämpfe und Klimaflüchtlingsströme, neue regulatorische Entwicklungen und Ansprüche von unterschiedlichen Stakeholdergruppen erfordern dringend ein effektives Klimaschutzmanagement nicht nur auf Regierungsebene, sondern auch in Unternehmen und Organisationen. Klimaschutz ist Selbstschutz und u.a. ein essentieller Bestandteil des Risikomanagements.

Klimaschutz ist ein Element des Umweltmanagements und größer gefaßt des Nachhaltigkeitsmanagements. Eine Klimastrategie auf  Unternehmens-/ Organisationsebene setzt einen Handlungsrahmen und entwickelt daraus Maßnahmen.

Der Fokus von Planung und Steuerung liegt dabei auf:

  • Reduzierung der Emissionen
  • Erhöhung des Beitrags zum Klimaschutz
  • Anpassung an den Klimawandel und dessen Konsequenzen in ökologischer und auch politischer Hinsicht).

Ein Gutes hat es: I.d.R. ist die Reduzierung von Emissionen auch mit Einsparpotenzialen gekoppelt.

Grundsätzlich setzt auch die aktive bzw. proaktive Auseinandersetzung mit den aktuellen Herausforderungen im Zuge des Klimawandels Innovationskräfte frei und sichert damit die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen.

Das bedeutet: Durch verantwortliches Handeln können neue Geschäftsmodelle entstehen und die öffentliche Wahrnehmung verbessert werden.

Emissionen

Emissionen nach Sektoren

(Bildquelle: Umweltbundesamt)

[1] Die deutschen Treibhausgas-Emissionen sind zwischen 1990 und 2019 um fast 36 % gesunken. Zwischen den Jahren 2009 und Jahr 2017 stagnierte der Trend jedoch.

Größere Unternehmen setzen u.a. die „Science Based Targets“ (wissenschaftlich fundierte Klimaziele) der Initiative SBTI ein. KMUs positionieren sich Untersuchungen nach oft mit klimarelevanten (vereinzelten) Aktitiväten. Eine zielorientierte, strategische Ausrichtung gewinnt aber auch in KMUs immer mehr an Bedeutung: Immerhin machen KMU gut 99% aller Unternehmen in Deutschland aus, stellen also zusammen die überwältigende Mehrheit dar.

Klimastrategie entwickeln

Vorgehen

Nach einer im ersten Schritt vorgenommenen Bestandsanalyse – i.d.R. einer Klimabilanz / carbon footprinting – wird im zweiten Schritt in Form einer Potenzialanalyse Einspar- und Substitutionsmöglichkeiten untersucht und priorisiert.

Optimalerweise wird in einem weiteren Schritt ein Daten- und Prozessmanagement eingeführt sowie eine Klimastrategie und Maßnahmen hierfür entwickelt.

Die Empfehlung lautet, das Daten- und Prozessmanagement aus Effizienzgründen im Vorfeld einzuführen. In der Praxis wird aber i.d.R. die Analyse in Form der Klimabilanz an den Anfang gestellt.

In nächster Stufe folgt das Monitoring/ Controlling anhand von im Vorfeld definierten Maßnahmenzielen und Indikatoren und last but not least wird die Kommunikation der Klimastrategie festgelegt.

Für die Entwicklung einer Klimastrategie ist u.a. die Emissionshöhe, das Minderungspotenzial, die Beeinfluß- und Steuerbarkeit, Interessen der Stakeholder und Wirkungszusammenhänge relevant. Die Strategie definiert sich u.a. über den Zeithorizont, das Ambitionsniveau und den Klimazieltyp.

Für das Klimaschutzmanagement und die Maßnahmenumsetzung eignet sich der PDCA-Kreislauf: Plan – Do – Check – Act. Ein Klimaschutzbericht dient als Bestandteil des Nachhaltigkeitsberichts.

Klimabilanz – carbon footprint

Ausgangsbasis einer Klimastrategie ist der carbon footprint oder auch die Klimabilanz. Diese/r kann bezogen auf Produkte, Prozesse oder auf das Unternehmen bzw. auch seine unterschiedlichen Standorte vorgenommen werden.

Inhalte einer Klimabilanz ist der Verbrauch, Emissionsfaktoren und das Ergebnis in Form der CO2e – der CO2-Äquivalente.

Die CO2-Äquivalente beinhaltet die 5 direkten Treibhausgase nach Kyoto-Protokoll,  die maßgeblich zum Treibhauseffekt beitragen bzw. auch weitere, nicht im Kyoto-Protokoll enthaltene. Obwohl CO2 den größten Anteil am Treibhausgaseffekt hat, müssen im Sinne der Vollständigkeit auch die weiteren THG berücksichtigt werden.  Den mit Abstand größten Anteil an den Treibhausgas-Emissionen in Deutschland hat Kohlendioxid (88 Prozent), das beim Verbrennen fossiler Stoffe wie Kohle und Erdöl entsteht.

Der Corporate Carbon footprint bezieht die gesamte Wertschöpfungskette ein. Der Produkt Carbon Footprint bezieht sich auf die Emissionen, die ein Produkt im Laufe seines Lebenszyklus verursacht – angefangen bei Entwicklung über Herstellung, Nutzung und Entsorgung. Eine Dienstleistung kann auch in diesem Sinne betrachtet werden.

Internationale Standards für den Carbon Footprint sind u.a. DIN EN ISO 14064 oder ISO 14067 bzw. das Green House Gas Protocol. Grundprinzipien des GHG Protocols und der ISO Norm 14064 sind Relevanz, Vollständigkeit, Konsistenz, Transparenz und Genauigkeit. Eine gute Daten- und Ausgangsbasis kann ein bereits vorhandenes Energiemanagementsystem darstellen.

Scopes

Unterschieden werden Emissionen nach Scope 1, Scope 2 und Scope 3.

Scope 1 definiert die direkt verursachten Emissionen, die durch die eigene Geschäftstätigkeit und eigene Produktionsprozesse entstehen, Scope 2 und 3 die indirekten Emissionen, wie sie in Scope 2 durch z.B. Energiebezug verursacht werden sowie in Scope 3 Emissionen aus den vor- und nachgelagerten Unternehmenstätigkeiten wie Güterbezug, Transport oder Produktnutzung.

I.d.R. machen die Scope 3-Emissionen in allen Branchen einen hohen Anteil aus. Sie sind allerdings auch bezogen auf die Zulieferkette und die Nutzung von Produkten beim Kunden die am schwierigsten zu erhebenden Daten. Insofern ist bei einem ersten carbon footprint die Abdeckung der Scope 1 und 2 Emissionen vorgesehen. Angestrebt werden können erste Scope 3 Emissionen. Für eine Priorisierung speziell von Scope 3 eignet sich eine Wesentlichkeitsanalyse.

Scope 1 Emissionen finden sich mit an die 80% hauptsächlich in der Energiebranche, Scope 3 Emissionen hauptsächlich mit fast 90% in der Automobil- und Automobilzubehörbranche, Socpe 2 Emissionen mit gut über 10% im Gesundheitswesen.

Emissionshotspots sind oft der Stromverbrauch, der Wärmebezug, Fuhrpark und Dienstreisen.

Ansatzpunkte für Maßnahmen

Aus einer Klimastrategie und deren Ziele lassen sich, je nach Unternehmen/ Organisation, Branche und Größe Maßnahmen ableiten.

Ansatzpunkte für Maßnahmen bieten beispielsweise die unterschiedlichen Stakeholdergruppen – Mitarbeitende, Lieferanten, Kunden…

Motivieren von Mitarbeitenden

Im Bereich der Scope 1 + 2- Emissionen (Energieverbräuche etc.) kann u.a. die Mitarbeitereinbindung und –motivation ein Hebel sein.

„Mitarbeitende sind in ihren Sichtweisen auf Klimaschutz ganz unterschiedlich – das muss bei der Gestaltung von Instrumenten zur Unterstützung von nachhaltigem Verhalten berücksichtigt werden. Manche müssen an das Thema Klimaschutz noch herangeführt werden, aber bereits „grün motivierte“ Mitarbeitende sollten in ihrer Rolle als Experten und Change Agents angesprochen und gefordert werden“. (Prof. Dr. Susanne Blazejewski).

Mitarbeitendenschulungen zeigen i.d.R. gute Ergebnisse – bis hin in das private Umfeld. Beispielsweise beträgt – was das Reiseverhalten betrifft – der Klima-Fußabdruck einer Mallorca-Reise insgesamt 1.221kg CO2e pro Kopf. Hauptemissionsquelle ist dabei die An- und Abreise mit 925kg.

Ein weiterer Hebel sind die Lieferketten.

Fordern und Fördern von Zulieferern

Einkaufsrichtlinien sowie auch Unterstützung von Lieferanten bei klimafreundlichen Angeboten und Transporten in Form von Schulungen, Informationen und ein Commitment über Lieferantenerklärungen dienen beispielsweise der Reduzierung von vorgelagerten Scope 3 Emissionen.

Eine weitere Maßnahmenzielgruppe sind Kunden.

Sensibilisierung von Kunden

Maßnahmen in dieser Hinsicht zahlen auf die nachgelagerten Scope 3-Emissionen ein. Kooperationen mit Kunden können beispielsweise der Rückführung von Produkten dienen und – im Nebeneffekt – auch zu einer stärkeren Kundenbindung führen. ConsR (Consumer Responsibility) stellt hierzu ein nachdenkenswertes, sehr interessantes Instrument dar.

Für die Finanzierung von Strategien und Maßnahmen stehen auf unterschiedlichen Ebenen Fördergelder zur Verfügung.

Fördergelder

Fördermöglichkeiten bestehen für Unternehmen beispielsweise im Rahmen des ERP-Innovationsprogramms oder des BMU-Umweltinnovationsprogramms u.a. Weitere Informationen zur Förderung von Klimaschutz finden sich in der Broschüre Fördergeld des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. https://www.co2online.de/fileadmin/co2/Multimedia/Broschueren_und_Faltblaetter/foerdergeld-2019.pdf

Kompensationen

Kompensationsprojekte dienen der Neutralisierung von unvermeidbaren Emissionen. Hierzu haben sich eine Reihe von Kompensationsanbietern etabliert. Ebenfalls besteht die Möglichkeit, eigene Projekte zu definieren, wie Waldaufforstungsmaßnahmen o.ä.

Ratings und Rankings

Zunehmend entwickelt sich auch von Seiten der Stakeholdergruppe „Finanzpartner/ Investoren“ ein Verständnis und die Einforderung von Nachhaltigkeit, d.h. einer Darstellung von ökologischen und sozialen/ gesellschaftlichen Faktoren deutlich über die rein ökonomischen Faktoren hinaus. Für die Einschätzung der Zukunftsfähigkeit, Resilienz- und Innovationskraft eines Unternehmens und bei Anlage- oder Kreditentscheidungen ist beispielsweise die THG- bzw. Klima-Bilanz eine Grundlage. Auch Nachhaltigkeitsrankings sind inzwischen ein anerkanntes Instrument, um Unternehmen hinsichtlich ihrer Zukunftsorientierung besser verorten zu können.

Wie anfangen?

Tipp 1

Für den Einstieg eignet sich der vom BWMI entwickelte Klimacheck.

„Der im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie entwickelte Klimacheck unterstützt Unternehmen bei der Identifikation klimabedingter Risiken und der Entwicklung erster Ansätze zum Umgang mit diesen Risiken. Der Klimacheck richtet sich dabei explizit an mittelständische Unternehmen des produzierenden Gewerbes, kann aber auch in anderen Geschäftsbereichen, etwa der Logistik, angewandt werden.“ 

Tipp 2

Um eine Klimabilanz, sprich Emissionsbilanz zu erstellen, unterstützt SUSTAINABILITY PARTNER bzw. SDG Excellence im Rahmen des SDG 13 – Klimaschutzmaßnahmen.

Die Klimabilanz analysiert den Ist-Zustand und hilft, den Soll-Zustand zu steuern. I.d.R. ist sie damit der Ausgangspunkt für eine Klimastrategie.


Monika Stoehr

September 2020

Aktualisiert: Oktober 201


Mehr zum Veranstalter / zur Veranstaltung/ zur Quelle:

Energiewende und Klimaschutz – Mitarbeitermotivation | Mittelstandsinitiative

Klimaschutzkonzepte erfolgreich entwickeln, umsetzen und imagefördernd darstellen | Christian Schweizer

Einführung in das Klimamanagement | Global Compact

https://www.umweltbundesamt.de/indikator-emission-von-treibhausgasen#die-wichtigsten-fakten

https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/bilanz-umweltbundesamt-1730880

https://www.ndr.de/ratgeber/klimawandel/CO2-Ausstoss-in-Deutschland-Sektoren,kohlendioxid146.html


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