KLIMPRAX – Stadtklima „Abkühlung für heiße Städte“ –  Leitfaden zur Anpassung von Kommunen an den Klimawandel

Tropische Nächte  – Palmen, eine leichte Brise, sternklare Nächte, das Rauschen des Ozeans…. verheißungsvoll. Aber im Zuge des Klimawandels ist der Begriff Tropennacht zunehmend negativer besetzt. Denn Tropennacht bedeutet – keine nennenswerte Abkühlung mehr in der Nacht, besonders in der Stadt.

Szenario von zukünftigen Tropennächten in Hessen vom DWD

Bis zu 27 Tropennächte pro Jahr beinhaltet das Szenario vom DWD Deutschen Wetterdienst für die Jahre 2030 – 2060 in den Städten – anstelle von 15-18 in den Jahren 1971 – 2000. Dabei beeinflusst die  Bebauungsstruktur das Stadtklima erheblich. Typische Werte (1971 –2000) pro Jahr für heiße Tage zeigen diese Abhängigkeit deutlich auf:

  • Dichte Blockbebauung: 18 Tage
  • Reihenhaussiedlung: 13 Tage
  • Ackerfläche: 10 Tage
  • Wald: 8 Tage

Der Zuwachs der Stadtbevölkerungen

Nach einer Vorhersage der Vereinten Nationen werden 2030 fast zwei Drittel aller Menschen in Megacities leben, d.h. in Städten mit über zehn Millionen Einwohnern. In Deutschland lebt 75 % der Bevölkerung bereits in Städten,  in Hessen über 80 % der Bevölkerung in mittel bis dicht besiedelten Gebieten  (Statistisches Bundesamt 2018).

Entwicklung eines Handlungsleitfadens für die Klimaanpassung in Kommunen

2014 wurde im Fachzentrum Klimawandel und Anpassung im Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HNLUG) das Projekt „KLIMPRAX – Stadtklima“ (KLIMawandel in der PRAXis), in dessen Rahmen ein Handlungsleitfaden für Kommunen entwickelt wurde, angestoßen.

Ziel des Projekts KLIMPRAX Stadtklima ist die verstärkte Berücksichtigung stadtklimatischer Belange in kommunalen Planungsprozessen.

Klimastabile Städte

Der Ansatz dabei ist die im Kontext des Klimawandels notwendige Veränderung von Städten hin zu klimastabilen Städten. „Der Klimawandel findet bereits statt, ein Teil der zukünftigen Klimaveränderungen ist schon heute unausweichlich. Von den Folgen des Klimawandels sind in Kommunen nahezu alle Sektoren und Handlungsfelder betroffen. Die Umsetzung von konkreten Maßnahmen zum Klimaschutz und insbesondere zur Klimaanpassung kann nur lokal erfolgen“, so das Zentrum für Klimawandel.

Modellkommunen Wiesbaden und Mainz und Projektpartner

Vorgestellt wurden die Ergebnisse der Arbeit des Fachzentrums sowie der Handlungsleitfaden am 29.8.2019 im vollbesetzten Roncallihaus in Wiesbaden. Modellkommunen im Projekt:  Die Landeshauptstäde Mainz und Wiesbaden, weitere Kooperationspartner: DWD Deutscher Wetterdienst, Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz, Kompetenzzentrum Klimawandelfolgen des Umweltministeriums Rheinland-Pfalz. Die Projektleitung liegt bei Sonja Singer-Posern vom Fachzentrum für Klimawandel und Anpassung vom Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Verbraucherschutz HNLUG.

Ansatzpunkte für kommunales Handeln

Als wesentliche Ansatzpunkte für kommunales Handeln wurden dabei vorgestellt:  Sensibilisierung, Thema in Entwicklungsstrategien einbinden, Synergien nutzen, Kooperationen mit anderen Kommunen und  fachliche Grundlagen schaffen.

Komponenten von KLIMPRAX – Stadtklima:

Im Rahmen von KLIMPRAX werden Kommunen folgende Komponenten bereitgestellt:

  • Handlungsleitfaden mit Empfehlungen, welche Faktoren bereits bei der Planung von städtebaulichen Maßnahmen berücksichtigt werden sollten – beispielsweise hinsichtlich Kaltluftentstehensgebieten, Verringerung der Versiegelung, besonders betroffener BürgerInnen,  besonders betroffener Bezirke
  • Checkliste zur Selbsteinschätzung von Kommunen zur Erleichterung des Einstiegs
  • Planungsleitfaden mit 23 Maßnahmen-Steckbriefen verbunden mit Handlungsempfehlungen, unter Berücksichtigung der o.a. Ansatzpunkte für kommunales Handeln
  • Methodenbaukasten zur Bewertung der Hitzebelastung und der Sensitivität der Bevölkerung
  • Planungshinweisdatenbank inklusive vieler Beispielmaßnahmen als Bestandteil des Methodenbaukastens

KLIMPRAX -Stadtklima – ein beispielhaftes Projekt für Kommunen

KLIMPRAX vereint ein  beispielhaftes und beeindruckendes Maßnahmenbündel mit konkreten Handhabungsangaben zur Unterstützung von Kommunen hinsichtlich der Klimaanpassung. Bekannte Methoden und Prozesse  wurden dafür auf Umsetzbarkeit in der Kommune hin geprüft.  Unterstützen soll das Projekt auch kleinere Kommunen, ebenso können Kommunen anderer Bundesländer davon profitieren. Angestrebt wird nun – nach den beiden Vorreitern und Pilotkommunen Wiesbaden und Mainz – im Rahmen eines weiteren Projektes in einer hessischen Kommune die Umsetzung der Konzepte in die Praxis.

Förderung von Kommunen

Das Land Hessen hat eine verbesserte Förderung von hessischen Kommunen zum Themenbereich Klimaanpassung, beispielsweise beim Bau eines Trinkwasserbrunnennetzes oder Begrünung von Häusern, auf den Weg gebracht. Das Fachzentrum Klimawandel und Anpassung bietet ebenfalls Beratung.

Den Prozess verstärken mit dem neuen ISO-Standard Resilienzstarke Stadt

Der neue, derzeit in Entwicklung befindliche ISO-Standard „Resilienzstarke Stadt“, der auf die Bewältigung der Herausforderungen von Klimawandel und ebenso demografischer Wandel abzielt, könnte in diesem Rahmen mit einer Zertifizierung noch einmal zur Verstärkung der Maßnahmen von KLIMPRAX beitragen. Der Standard zielt auch auf das UN-Ziel SDG 11 – nachhaltige Städte – ab.  Auch hier besteht der Konsens: Städte müssen agieren  – bewerten, planen und handeln –  um sich auf alle Herausforderungen vorzubereiten.


Monika Stoehr

Nachhaltigkeitsmanagement Darmstadt | Nachhaltigkeitsmanagement Rhein-Main | Nachhaltigkeitsmanagement Rhein-Neckar

August  2019


Mehr zum Veranstalter / zur Veranstaltung/ zur Quelle:

https://www.hlnug.de/?id=10236

https://www.iso.org/news/ref2412.html


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